Die hyperkinetische Störung im Kindesalter - Pilotstudie zur Erarbeitung eines Beobachtungsinstruments

gefördert von der FVM
in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik Basel (Prof. Dieter Bürgin & Dr. Joachim Schreiner) und der Abtlg. Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, Hamburg (Prof. Dr. Peter Riedesser)

Das Projekt ist eine Vorstudie, die der Erarbeitung eines Beobachtungsinstrumentariums zur Differenzierung zwischen normokinetischen und hyperkinetischen Kindern dient. Im Rahmen videografierter Beobachtungen in standardisierten Testsituationen wurden relevante Kriterien zur Aktivitätsmessung erarbeitet und mit Hilfe einer Videocodierungs- und Analysesoftware ausgewertet. Dabei wurden Kinder einer klinischen Population mit der Verdachtsdiagnose "Hyperaktivitätsstörung" und Kinder ohne diese Verdachtsdiagnose untersucht und verglichen.

Die ersten von Dr. Corinna Kellner gewonnenen Ergebnisse waren:

  • (1) Insgesamt zeigten die hyperkinetischen Kinder in allen Untersuchungsphasen mehr und vermehrt besonderes Bewegungsverhalten. Sie zeigten beispielsweise für längere Zeit dynamische und überschießende Bewegungsformen und änderten häufiger ihre Körperposition im Raum als die Kontrollkinder.
  • (2) Die Aktivität beider Gruppen zeigte qualitative und quantitative Veränderungen in Abhängigkeit vom Kontext. Dabei war das Verlaufsprofil der hyperkinetischen Kinder ähnlich dem der normkinetischen Kinder, aber auf einem generell höheren Niveau.
  • (3) In der Anforderungsphase zeigten sich die statistisch signifikantesten Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgruppen. Die hyperkinetischen Kinder zeigten bewegungsintensivere und auffälligere Topomotion (z.B. Hippeln auf dem Stuhl) und Lokomotion (z.B. Kind verlässt den Stuhl) als die Kontrollgruppe.
  • (4) Die als Entspannung gedachte Gesprächssituation hatte auf die Gruppe der hyperkinetischen Kinder keine entspannende Wirkung. Die Untersuchungsgruppe zeigte nicht weniger und weniger auffälligeres Bewegungsverhalten als in anderen Phasen, auch nicht gegenüber der Anforderungsphase. Das Aktivitätsniveau der Untersuchungsgruppe war auch in dieser Phase höher als bei der Kontrollgruppe.

Studiendesign und Kategoriensystem erwiesen sich als geeignet, Unterschiede zwischen normkinetischen und hyperkinetischen Kindern herauszustellen. Die gewonnenen Daten und Ergebnisse sollen in Folgestudien zur Entwicklung eines Screeninginstruments verwendet werden.

Kellner, C. (2009) Die hyperkinetische Störung im Kindesalter: Pilotstudie zur Differenzierung zwischen "normaktiven" und "hyperaktiven" Kindern anhand ihres Bewegungsverhaltens. Inaugural-Dissertation, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7143/pdf/Die_hyperkinetische_Stoerung_im_Kindesalter.pdf